Wie kaum ein anderes Tier ist das Pferd untrennbar mit der Geschichte des Menschen verbunden.
Seit Jahrtausenden begleitet es uns. Seine Eigenschaften faszinieren den Menschen auf verschiedenen Ebenen. Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit macht er sich zu Nutzen, auf Reisen, bei der Arbeit und im Kampfe. Aber auch sein stolzes Wesen, seine Schönheit und seine Anmut berühren den Menschen seit jeher. Seine Gutmütigkeit spricht unsere tiefen Seelenschichten an. An seiner Größe können wir wachsen. Seine Kraft, uns tragen zu können, gibt uns Geborgenheit. An seinen Attributen Stolz, Eleganz und Würde können wir partizipieren.
Das Wesen des Pferdes hat viele Eigenschaften die uns in der Therapie helfen:
Tiere haben keine Vorstellung davon, was wir Menschen als "normal" bezeichnen.
Deshalb begegnen sie uns ohne Vorbehalte
Das Pferd erlaubt und genießt Körperkontakt ohne menschliche Wertvorstellungen zu berücksichtigen.
Es erkennt Stimmungen des Menschen und geht darauf ein. Es spiegelt Emotionen und macht innere Prozesse sichtbar. Es reagiert unmittelbar. Und zwar darauf, was im Augenblick passiert. Es lebt ganz im Hier und Jetzt.
Das Pferd motiviert. Ständig befindet sich das Kind im Bewegungsdialog mit dem Pferd. Jedes Handeln ruft eine sichtbare Reaktion hervor.
Das Pferd ordnet sich dem angeleiteten Kind unter. Diese Erfahrung stärkt das Selbstvertrauen enorm.
Durch die Beziehungsarbeit mit dem Pferd werden geistige und seelische Bereiche angesprochen Versorgung und Betreuung des Pferdes schulen soziales Verhalten und Intellekt.
Das Kind muss sich im Umgang mit dem Pferd immer wieder neuen Aufgaben stellen
Kinder, die durch Ängste blockiert, oder durch innere Unruhe getrieben werden und Kinder, die sich durch Wahrnehmungsstörungen in der Welt nur schwer zurechtfinden können, oder aber durch fehlendes Selbstwertgefühl verunsichert sind können durch das Zusammensein und durch die Auseinandersetzung mit dem Pferd profitieren.
Das Gefühl, von einem Lebewesen getragen zu werden, sich mit ihm eins fühlen zu können, kann das größte Glück der Erde sein. Diese kurzen Momente von tiefem Glück hinterlassen bleibende Eindrücke.
Die pferdegestützte Pädagogik wirkt auf vielen Ebenen:
Die Sinne
Das Ausbalancieren auf dem Pferderücken schult den Gleichgewichtssinn. Jede Berührung mit dem Pferd fördert auf angenehme Weise den Tastsinn.
Die Motorik
Die Bewegung des Pferdes hat 5 verschiedene Bewegungsrichtungen:
Auf- und Abwärts
Vor -und Rückwärts
Links -und Rechts
Kippbewegung
Rotationsbewegung
Dadurch ist die Art des Pferdes zu laufen eine große Hilfe bei der Entwicklung von Grob -und Feinmotorik, sowie der Koordination des gesamten Körpers. Das Aufrechthalten und das Ausbalancieren fordert ständig wechselnde Muskelanspannung. Dadurch verbessern sich Gang, Bewegung, Koordination und Gleichgewichtssinn.
Durch Spiele auf dem Pferd z.B. mit Ball oder Reifen, kann zusätzlich die Auge-Hand Koordination geschult werden.
Reiten beansprucht beide Körperhälften und fordert somit auch beide Hirnhälften heraus.
Durch Körperübungen auf dem Pferd kann man beide Hirnhälften miteinander in Verbindung bringen. Eine wunderbare Vorraussetzung für ganzheitliches Denken und Handeln.
Taktgefühl und Rhythmus
Jede Gangart des Pferdes hat einen anderen Takt.
Da ist der beruhigenden 4 Takt im Schritt
Der belebende 2 Takt des Trabs
Und der ermutigende 3 Takt im Galopp
Verhaltensauffällige und hyperaktive Kinder sind aus ihrem Rhythmus geraten. Sie befinden sich nicht in ihrer natürlichen Ausgewogenheit. Die gleichförmige Bewegung des Pferdes in unterschiedlichem Takt hilft dem Kind, sich wieder zu "rhythmisieren". Das Pferd wirkt sozusagen als Schrittmacher für ein ausgewogenes Gemüt.
Das Pferd als Spiegelbild
Die Sprache des Pferdes ist die Körpersprache. Es spricht mit seinem Körper zu uns, und es erkennt uns an unserer Körperhaltung. Schon in dem Moment, in dem es uns kommen sieht, kann es uns einstufen: Freund oder Feind. Jede noch so kleine Bewegung von uns spricht in den Augen des Pferdes Bände. Und es reagiert prompt darauf. Angst, Aggression, Freude, Stärke, Mut. All dies zeigt sich für das geübte Auge des Pferdes in unserem Körper.
Jede unserer Handlungen löst im Pferd eine Reaktion aus. Sind wir aggressiv, wird es gar fliehen. Sind wir ängstlich, nimmt es Angst wahr und reagiert ebenfalls ängstlich. Vertrauen wir dem Pferd, wird es sich uns anvertrauen. Es wird sich uns als potentiellen Herdenführer anschließen, sobald wir ihm mit Vertrauen und Mut entgegenkommen. Nur dann kann es sich sicher fühlen, und darauf bauen, dass der Mensch es bei Gefahr schützt. Und all dies drücken wir mit unserem Körper aus. Beobachten wir die Reaktionen unseres Pferdes auf uns, erfahren wir viel über uns und lernen uns besser kennen. Wir schulen unsere Selbstwahrnehmung. Durch die bewusste Arbeit an unserem Körper und seiner Sprache, können wir wachsen, mutig und selbstbewusst werden.
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Vielen Dank an Wiktoria Nowak-Bielawska für die vielen tollen Bilder!
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